

AMERICA, ARE YOU REAL?
2018
2018
Auszeichnung: Silber (Shortlist)
Kategorie: studentische Projekte
+ Wanderausstellung
Deutscher Fotobuchpreis 18 | 19
28|07|2018
-Werkschau-
Hochschule Düsseldorf
Bachelorarbeit | Fotobuch | Format 240 x 240 mm | offene Fadenheftung | partieller Relieflack
Sommersemester 2018
Betreut von Prof. Wilfried Korfmacher und Nina Ditscheid
Im Frühjahr 2018 machte ich mich auf eine ganz besondere Reise – auf eine Reise nicht nur in ein anderes Land, sondern auf einen für mich gänzlich neuen Kontinent, auf eine Reise in die Vergangenheit und letztlich zu mir selbst. Dabei stets mit der Frage im Gepäck, ob die vorgeprägten und vertrauten Bilder im Kopf der Realität entsprachen.
Zu diesem Roadtrip inspirierten mich zunächst die großen amerikanischen Fotografen. Künstler wie William Eggleston, Robert Frank und Stephen Shore haben meine Liebe zu Fotografie früh geweckt, indem sie ihr Land und die Menschen auf einzigartige Weise – schonungslos und echt – dokumentiert haben. Darüber hinaus wollte ich das Land erkunden, das ich bisher nur über Massenmedien und von alten Dias meines Vaters zu kennen glaubte. Ist das wirklich Amerika? Ist das wirklich real? Die Fotografien meines Vaters zeigten mir dabei stets seine Antwort auf die Frage – Ja, es ist real. Nun war es für mich an der Zeit meine ganz eigene Antwort zu finden.
Mein Vater war in den 1970er- bis 1980er-Jahren immer wieder in den Vereinigten Staaten für die Air Force tätig und hat dort je nach Art des Einsatzes bis zu eineinhalb Jahren gelebt. Auch wenn ich diese Zeit nicht selbst miterlebt habe, haben mich doch die Geschichten und Bilder in meiner Kindheit sehr geprägt. Denn mein Vater ist früh verstorben. Ich war erst 15 Jahre alt. Die Bilder der Retro-USA wurden dadurch zu einem der wenigen Andenken an einen Mann, den ich nicht ausreichend kennenlernen durfte. Sie schlummerten lange Zeit im Hobbykeller meines Elternhauses und kamen nur zu besonderen Anlässen in den Projektor. Je mehr ich mich jetzt mit seiner Dia-Sammlung auseinandersetze, desto mehr kam ich ihm letztlich ein Stück näher.
Sein Amerika: coole Autos, echte Cowboys, überwältigende Natur, abgeranzte Straßen und natürlich die klassischen Sehenswürdigkeiten. Alles mit dem typischen Retro-Charme. Mein Amerika: Motel-Routinen, Menschen im öffentlichen Raum, flüchtige Orte, weite Strecken und Landschaften. Im Folgenden stehen diese Bilder stets auf der rechten, der gestalterisch starken Seite. Dort, wo das Auge direkt hingeführt wird. Motive aus der privaten Dia-Sammlung meines Vaters ergänzen die Arbeit. Sie stehen jeweils auf der linken Seite – ähnlich Randnotizen. Sie begleiten meine Fotografien, so wie sie auch meine Gedanken stets begleiten.
